Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 11.12.2019

Ein traditionelles wie spannendes Hörerlebnis

Männerchor Lahnstein, Solistin Eva Lind und Pianistin Yuki Nagatsuka begeisterten beim Adventskonzert
Autor: Ulrike Bletzer

Lahnstein. Adventskonzerte, die für sich in Anspruch nehmen, in der hektischen Vorweihnachtszeit für Entschleunigung zu sorgen und den in dieser Jahreszeit überstrapazierten Begriff "Besinnlichkeit" mit Authentizität und Leben zu füllen, gibt es viele. Nur wenigen gelingt es so gut wie der musikalischen Darbietung, die am vergan- genen Sonntag in der Lahnsteiner Stadthalle zu hören war. Denn als der Männerchor Lahnstein dort sein Traditionskonzert präsentierte, ohne das es am Rhein-Lahn-Eck nur im äußersten Notfall Weihnachten werden kann, standen überwiegend ruhigere Arien und Lieder auf dem Programm.

Das heißt, eine Traditionsveranstaltung war es für den Lahnsteiner Männerchor genau genommen nicht, hat er sich doch erst im Februar vergangenen Jahres als "Proben- und Auftrittsge- meinschaft" aus dem Männerchor Frohsinn 1875 Lahnstein, dem MGV 1863 Oberlahnstein und dem MGV 1881/1904 Niederlahnstein zusammengeschlossen und somit in dieser Konstellation gerade mal das zweite Adventskonzert absolviert. Doch Bernd Geil, der Vorsitzende des als Veranstalter fungierenden Männerchors Frohsinn Lahnstein, hatte zweifelsohne Recht, als er betonte, Chorleiter Franz Rudolf Stein sei es binnen kurzer Zeit gelungen, die Sänger aus drei Vereinen zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen, und mit Schalk im Nacken kommentierte: "Auch wenn es manchen Sängern schwer fällt, auswendig zu singen. Aber das ist eben genauso wichtig wie der richtige Text."

Das Auswendigsingen klappte, um es vorwegzunehmen, genauso gut wie alles andere, was zu einem perfekten Chorkonzert gehört. Bereits mit dem eingangs a cappella gesungenen Lied "Bald prangt, den Morgen zu verkünden" aus Mozarts "Zauberflöte" und dem dynamischen "Jägerchor" aus Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" bewiesen die mehr als 40 Sänger, dass sie in puncto Gesangstechnik, stimmliches Ausdrucksvermögen und Homogenität bestens aufgestellt sind.

Und dass sie hervorragende Solisten in ihren Reihen haben: Während der im Programm versehentlich als "Solistin" angekündigte Martin Lindner bei der Hymne "Jungfrau Maria" aus Friedrich von Flotows romantischer Oper "Alessandro Stradella" in einen reizvollen Zwiegesang mit dem Chor trat, agierte Jürgen Salzig bei "Gelobt, gepriesen der heilige Na- men" aus der Verdi-Oper "La for- za del destino" als stimmgewaltiger Basssänger. Und ergänzte sich hervorragend mit der "echten" Solistin des Abends: Mit ihrer glockenhellen, zugleich strahlenden und sehr warmen Sopranstimme bot die international renommierte, dank ihrer Fernsehauftritte auch einem breiteren Publikum bekannt gewordene Opern- und Operettensängerin Eva Lind den perfekten weiblichen Gegenpart zu Salzigs raumfüllendem Bass, aber auch zu den "Background-Sängern" des Männerchors.

Logisch, dass die Star-Sopranistin, die das Lahnsteiner Traditionskonzert nach 2012 in diesem Jahr zum zweiten Mal bereicherte, auch einige "Solonummern" im Gepäck hatte. Darunter befanden sich so unterschiedliche Beiträge wie die von einem tänzerischen Rhythmus geprägte "Arie des Cherubino" aus Mozarts "Die Hochzeit des Figaro", die vor Temperament nur so sprühende Operettenarie "Heia! In den Bergen ist mein Heimatland" aus Emmerich Kalmans "Csardasfürstin" und die unheilverkündende "Habanera" aus "Carmen" - eine Rolle, die man der blonden Eva Lind, obwohl Georges Bizet die Figur der Carmen eindeutig als schwarzhaarige Schönheit angelegt hat, ohne Weiteres abnahm. Schnell wurde klar: Diese Sängerin kommt dank ihrer hervorragend geschulten, nuancierten und ausdrucksstarken Stimme gänzlich ohne Showeffekte aus. Oder anders ausgedrückt: Hier ist es einzig und allein das Können, das überzeugt. Was nicht heißen soll, dass Eva Lind auf jegliche Koketterie verzichtet hätte. So moderierte sie zwar informativ, aber auch sehr humorvoll ihre Gesangsbeiträge an (über eine der Arien: "Lauretta droht damit, sich aus unerfüllter Liebe in den Arno zu stürzen - das ist nicht der andere Liebhaber, sondern ein Fluss") und forderte die "begabten Sänger und Sängerin- nen in Lahnstein" beim "Vilja-Lied" erfolgreich zum Mitsingen auf. Als Dritte im Bunde trug die instrumentale Begleiterin von Chor und Solistin zum Gelingen bei: Yuki Nagatsuka, die für ihren erkrankten Ehemann Gerhard Wöllstein eingesprungen war, begeisterte mit ihrem sich niemals in den Vordergrund drängenden, aber stets sehr präsenten Klavierspiel. Es wäre eine Riesen-Überraschung, genauer gesagt: eine gigantische Enttäuschung gewesen, wäre der zweite Konzertteil nicht der Tradition entsprechend ganz den Advents- und Weihnachtsliedern gewidmet gewesen. Hier überzeugte der Männerchor unter anderem mit dem mitreißend vorgetragenen Schlusschor "Tollite hostias" aus dem Weihnachts-Oratorium von Camille Saint-Saëns und dem von einem aparten Wechsel zwischen verhaltenen, in der Dynamik zurückgenommenen und massiven Passagen geprägten russischen Adventslied "Jubilate" von Dimitri Bortniansky.

Eva Lind wiederum sang nicht nur mit "Mille cherubini in coro" und "Ave Maria" zwei Schubert-Lieder, sondern brachte unter anderem auch "Es wird schon glei dumpa", eine weihnachtliche Weise aus ihrer Tiroler Heimat, zu Gehör. Logisch, dass die gemeinsam von Solistin und Chor vorgetragenen Lieder, darunter Carl Zellers "Schenkt man sich Rosen in Tirol" in der ersten sowie Georges Bizets "Agnus Dei" und Armand Preud'hommes "Susa Nina" in der zweiten Konzerthälfte zu den be- sonderen Höhepunkten zählten. Und genauso logisch, dass der Abend ohne die ebenfalls seit vie- len Jahren dazu gehörenden, zum Schmunzeln und Nachdenken anregenden Weihnachtsgeschichten des Frohsinn-Ehrenvorsitzenden Günter Sporenberg nur halb so schön gewesen wäre.





Der Männerchor Lahnstein, Sopranistin Eva Lind als Gastsolistin und Pianistin Yuki Nagatsuki stellten in der Lahnsteiner Stadthalle ein tolles Adventskonzert auf die Beine..
Foto: Ulrike Bletzer