Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 21.08.2018

Serenade glänzt mit einer Premiere

Konzert Erstmals war dort der neu formierte Männerchor Lahnstein zu hören
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

Lahnstein. Imposante 37. Auflage und Premiere in einem? Geht das überhaupt? Und wie das geht: Vorgemacht hat es der Männerchor Lahnstein jüngst bei seiner Serenade im Innenhof des Martinsschlosses. Denn diese Veranstaltung blickt in der Tat auf eine beeindruckende Tradition zurück. Ihre Akteure allerdings sind in dieser Konstellation neu - haben sich doch der Männerchor Frohsinn 1875 Lahnstein, der die Serenade bislang allein stemmte, der MGV 1863 Oberlahnstein und der MGV 1881/1904 Niederlahnstein erst zum Stichtag 1. Februar auf dem Hintergrund schwindender Sängerzahlen zum gemeinsamen Proben und Auftreten zusammengeschlossen (die RLZ berichtete). Mehr noch: Es handelte sich um das erste gemeinsam veranstaltete Konzert.

Man konnte also zu Recht darauf gespannt sein, wie sich die drei Ensembles, die sich allerdings auch vor dem 1. Februar schon mit Projektsängern gegenseitig ausgeholfen hatten, unter dem neuen Namen "Männerchor Lahnstein" präsentieren würden.

Um es vorwegzunehmen: Sie taten es in einer Weise, die für die Zukunft des Lahnsteiner Chorgesangs viel Positives erwarten lässt. Auch wenn sich der "Humor im Chor", so das diesjährige Serenaden-Motto, eingangs noch etwas zurückhielt. Mit Rolf Kerns "Abendruhe" stiegen die knapp 40 Aktiven unter der gewohnt hervorragenden Leitung von Franz Rudolf Stein noch ausgesprochen ernsthaft und getragen ins Geschehen ein.

Aber bereits hier wurde klar: Dessen ungeachtet, dass einige der insgesamt mehr als 50 Sänger zeitgleich bei den Lahnsteiner Burgspielen - konkret: bei der vorletzten Aufführung von "Der Name der Rose" - in Aktion waren und folglich fehlten, konnte das neu formierte Ensemble alleine schon mit seinem Klangvolumen punkten. Aber natürlich nicht nur mit ihm: Der Auftritt war gleichermaßen von technischer Präzision und Ausdrucksstärke, von musikalischer Erfahrung und Souveränität geprägt.

Humoristisch wurde es dann zwei Lieder später: Auf die von Heinrich Heine getextete und von Friedrich Silcher vertonte Originalversion des "Loreley"-Lieds folgte eine reichlich schrille Parodie - inklusive einer höchst "anmutigen" Loreley. Chorsänger Michael Eisenbarth gab die liebreizende, mit einer grünen Perücke herausgeputzte Dame, die der Männerwelt seit uralten Zeiten die Köpfe verdreht - eine originelle, zum Piepen komische Idee.

Apropos Damen: Mit dem Frauen-Vokalensemble Voice Shake hatte man sich einen musikalisch reizvollen Kontrast in den Schlosshof geladen. Die sechs Sängerinnen unter der Leitung von Corinna Schmitz hatten ein ausgesprochen modernes, peppiges Repertoire im Gepäck - darunter, um nur ein paar Beispiele zu nennen, Andreas Bouranis "Eisberg", den Hit "Ja" von Silbermond oder, im zweiten, englischsprachigen Liedblock, Lady Gagas "A Million Reasons".

Und: Die im Barkeeper-Look agierende Damentruppe, die bereits Mitte Juni bei dem Projekt "Musik und Wein an besonderen Orten" im Martinsschloss zu erleben gewesen war, begeisterte auch dieses Mal mit ihrem spritzigen, in Blut und Beine gehenden, musikalisch tadellos gemixten Stimmen-Cocktail. "Der Platz hat gefehlt, sonst hätten alle mitgetanzt", zeigte sich Bernd Geil, der im Wechsel mit Co-Moderator Michael Eisenbarth durch den Abend führte, überzeugt. Aber auch das Programm, das Günter Sporenberg, der Ex- und Ehrenvorsitzende des Männerchors Frohsinn, im Teamwork mit Dirigent Franz Rudolf Stein ausgesucht hatte, hatte es in sich.

Der Geschlechterkampf schien darin so etwas wie ein roter Faden zu sein: Neben der männermordenden "Loreley" widmeten sich die Akteure unter anderem dem im 16. Jahrhundert erstmals in einem Liederbuch veröffentlichten, passagenweise wie ein Kanon vorgetragenen Titel "Ducke dich, Hänsel", der Frauen mit zerstörerischen Naturgewalten vergleicht, bevor sie zwei Programmpunkte später dem Mozart-Lied "Vom Naschen" den einen oder anderen verdächtig schrägen Ton hinzufügten.

Mit dem zu 99,9 Prozent lautmalerischen Zottelmarsch ("Hören Sie mal genau hin, was wir Ihnen vorsingen"), dem "Holzmichl", einer Volksweise aus dem Erzgebirge, und dem schmissigen "Fliegermarsch" gab der Männerchor noch einmal alles, bevor der Abend in das traditionelle offene Singen mündete.

Sicher, Franz Rudolf Stein hatte recht, als er nach dem Konzert im Gespräch mit unserer Zeitung betonte, es sei noch ein Stück Arbeit zu leisten, bis die drei von unterschiedlichen Erfahrungen und Arbeitsweisen geprägten Chöre restlos zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen seien. Aber, so viel kann man nach diesem Konzert wohl schon sagen: Sie befinden sich auf einem guten Weg dorthin.


Der Männerchor Lahnstein wurde unterstützt vom Frauen-Vokalensemble Voice Shake.
Foto: Ulrike Bletzer