Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 14.12.2017

Frohsinnler verteidigen ihren Ruf

Adventskonzert Zu Gast beim Lahnsteiner Männerchor waren die Solistinnen Hana Lee und Monica Mascus
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

Lahnstein. Zwei herausragende Solistinnen, ebenso viele sich auf ebenso hohem Niveau bewegende, teils als Liedbegleitung, teils rein instrumental agierende Pianisten und ein 46-köpfiges, stimmlich bestens aufgelegtes Sängerensemble - das war summa summarum das diesjährige Adventskonzert des Männerchors Frohsinn Lahnstein. Und zugleich das voraussichtlich letzte in dieser Form: Wie der Chor-Vorsitzende Bernd Geil gegen Ende verkündete, werden die drei Lahnsteiner Männerchöre - Frohsinn, MGV Niederlahnstein und MGV Oberlahnstein - zum 1. Februar fusionieren und sich von diesem Stichtag an gemeinsam bei Konzerten und Auftritten präsentieren. Ein Vorhaben, dass der bei Traditionschören leider häufig zu beobachtenden, sinkenden Mitgliederzahl geschuldet ist - und das sich ohnehin bereits in der Probephase befindet: Am vergangenen Sonntag wirkten in der Lahnsteiner Stadthalle stattliche 15 Projektsänger mit.

Und trugen zum Gelingen eines Abends bei, der viele schon oft gehörte Klassiker, aber auch die eine oder überraschende Note barg. Zum Beispiel, als der Konzertauftakt drei sehr unterschiedliche Einblicke in Jacques Offenbachs fantastische Oper "Hoffmanns Erzählungen" gab: Rhythmisch beschwingt und fröhlich geriet der von den Frohsinnlern vorgetragene "Studentenchor". Gleich im Anschluss mit der "Arie der Olympia" dann der erste, parodistisch angehauchte Soloauftritt der Sopranistin Hana Lee, die mit ihren stellenweise an schrille Tonlagen grenzenden, gewollt geschraubt wirkenden Koloraturen und ruckartigen Bewegungen eher an eine Spieluhr-Figur als an einen Menschen aus Fleisch und Blut erinnerte. Umso mehr, als ihrem Vortrag mehrfach die Luft auszugehen schien, der Oberkörper der Sängerin nach vorne-unten klappte und Pianist Gerhard Wöllstein auf die Bühne eilte, um die "Spieluhr" wieder aufzuziehen - eine herrlich schräge, gleichwohl von großem sängerischem Können geprägte Nummer.

Hana Lee leide weder an Rheuma noch an Hexenschuss, versicherte der als Moderator fungierende Ex-Frohsinnvorsitzende Günter Sporenberg den Zuhörern: "Sie haben sie soeben in der Rolle der Puppe Olympia erlebt." Die koreanische Koloratursopranistin gehört dem Ensemble des Stadttheaters Koblenz an - genau wie Mezzosopranistin Monica Mascus, die den Abend als weitere Solistin bereicherte. Bei der "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" - einem der "schönsten Duette der Operngeschichte", wie Sporenberg betonte - zeigte sich, wie harmonisch sich Lees klarer, mühelos selbst höchste Tonlagen meisternder Sopran und Mascus' mit einem warmen, fast lyrisch anmutenden Timbre ausgestattete Stimme zusammenfügen und ergänzen. Dass beide bestens aufeinander eingespielt sind, bewiesen sie beispielsweise auch beim "Blumenduett" aus Léo Delibes' Oper "Lakmé". Hana Lees zarter und zugleich strahlender Sopran auf der einen und Monica Mascus' vibrierender, immer ein wenig geheimnisvoll wirkender Mezzosopran auf der anderen Seite - was jeweils für sich allein genommen schon ein Genuss war, berührte, als die beiden Stimmen miteinander verschmolzen, umso mehr.

Logisch, dass die Künstlerinnen auch im "Alleingang" überzeugten: Monica Mascus, um nur ein Beispiel zu nennen, in einer melancholisch anmutenden Arie aus Camille Saint-Saëns' "Samson und Dalila", Hana Lee in Franz Schuberts "Ave Maria", einem Beitrag, in dem die im ersten Konzertteil noch in der Rolle der koketten Kammerzofe Adele (Johann Strauss: "Die Fledermaus") auftretende Sängerin eine gänzlich andere Facette ihres Könnens zeigen konnte.

Und die sogenannten Herren der Schöpfung? Die Frohsinnler verteidigten, um es vorwegzunehmen, wieder einmal ihren Ruf als hervorragenden Männerchor. elbst Dirigent Franz Rudolf Stein, der sich bei der ganztägigen Chorprobe im Kloster Schönstatt in Vallendar noch ein wenig kritisch, vor allem selbstkritisch geäußert hatte, war am Ende mit der gezeigten Leistung sehr zufrieden.

Gewohnt souverän führte Stein seine Sänger durch ein Repertoire, das mit Vielfalt und Spannungsreichtum bestach. Sei es beim "Mondchor" aus Otto Nicolais Oper "Die lustigen Weiber von Windsor", dem angeblich schweren Studium der Weiber aus Franz Lehárs Operette "Die lustige Witwe", bei Laszlo Halmos' "Jubilate Deo" oder, oder - der Auftritt der Frohsinnler war gleichermaßen von hoher technischer Präzision und emotionaler Ausdrucksstärke geprägt. Sogar eine Weltpremiere hatten sie auf Lager: den auf der Strauss-Operette "Das Spitzentuch der Königin" basierenden Konzertwalzer "Rosen aus dem Süden" nämlich, laut Moderator Günter Sporenberg eine völlige Neueinstudierung. "Von einem Männerchor haben Sie das noch nicht gehört", betonte er. Besonders begeisterte bei diesem sehr sauber intonierten Lied der raumfüllende Chorklang.

Dazu zwei hochkarätige Pianisten: Gerhard Wöllstein, bereits seit 1992 als Frohsinn-Begleiter im Einsatz und deshalb von Bernd Geil mit einer silbernen Jubiläums-Flasche beehrt, hatte erstmals seine Ehefrau Yuki Nagatsuka und Tochter Julia, Gewinnerin des diesjährigen Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert" in der Kategorie "Klavier solo", nach Lahnstein mitgebracht. Während Julia Wöllstein als Seitenumblätterin fungierte, begleiteten ihre Eltern nicht nur im Wechsel Solistinnen und Chor, sondern zogen auch als Duo mit der "Fledermaus"-Ouvertüre und dem Blumenwalzer aus Tschaikowskis "Nussknacker" in den Bann.

Immer wieder überzeugend: der Aufbau des Konzerts, das vor der Pause traditionell dem Opern- und Operettengenre und danach der Advents- und Weihnachtsmusik gewidmet ist. Von "Tollite hostias", dem Schlusschor aus Camille Saint-Saëns' "Weihnachtsoratorium", bis zu Leonard Cohens modernem Klassiker "Halleluja" spannte sich hier der Bogen. Ebenso längst als Tradition etabliert sind die Texte, mit denen Günter Sporenberg diese zweite Hälfte garniert. "Er hat uns wieder besinnlich durch den Advent geführt", kommentierte Bernd Geil im Nachgang. "Das kann keiner besser als er, und deshalb muss er es auch in Zukunft tun."


Die koreanische Koloratursopranistin Hana Lee war eine der beiden Solistinnen beim Adventskonzert des Männerchors Frohsinn Lahnstein.
Neben ihr waren Mezzosopranistin Monica Mascus und das Klavierduo Yuki Nagatsuka/Gerhard Wöllstein Gäste dieses außergewöhnlichen Abends.
Foto: Ulrike Bletzer