Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 09. Dezember 2015

Weitab von jedem Weihnachtskitsch

Adventskonzert Männerchor Frohsinn und Gastsolistin Anna Maria Kaufmann überzeugten mit musikalischer Qualität
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

LAHNSTEIN. Ein auf ganzer Linie überzeugendes, souverän agierendes Sängerensemble, eine herausragende, vor Temperament sprühende Solistin und ein beim Flunkern ertappter Oberbürgermeister - das war, grob zusammengefasst, das diesjährige Adventskonzert des Männerchors Frohsinn Lahnstein. "Nönö, ich sing' nicht mit. Ich will nur mal gucken, was die hier so machen", hatte Peter Labonte zwei Wochen zuvor bei der ganztägigen Chorprobe im Kloster Schönstatt noch, ohne rot zu werden, behauptet. Unschwer zu erraten, wen man nun am zweiten Adventssonntag prompt auf der Bühne erspähte: Günter Sporenberg, der Erste Frohsinn-Vorsitzende, hatte den "ersten und einzigen" Frohsinn-Ehren- als Projektsänger gewinnen können.

Unterstützt von Projektsängern
So trugen das Stadtoberhaupt und fünf weitere Projektsänger ihr Scherflein zum Gelingen einer bemerkenswert außergewöhnlichen Veranstaltung bei. Außergewöhnlich nicht nur deshalb, weil es sich über das traditionelle Adventskonzert hinaus um das Jubiläumskonzert zum 140-jährigen Bestehen des Männerchors Frohsinn handelte. Sondern vor allem auch, weil sich hier auf sehr gekonnte Weise Beschwingtes mit Besinnlichem, Showlastiges mit zurückhaltend Dezentem und Vorweihnachtliches mit ganzjährig Begeisterndem mischte. Dass er zwar 140 Jahre alt, aber deshalb noch lange nicht altbacken ist, daran ließ der Chor praktisch vom ersten Takt an keinen Zweifel. Mit den Musicalsongs "Mit 'nem kleinen Stückchen Glück" aus "My Fair Lady" und "Memories" aus "Cats" schufen die Sänger einen lebhaften, geradezu quirligen Einstieg in den Abend - und verfuhren damit ein Stückweit gegenläufig zu der sonst meist üblichen Strategie, mit eher ruhigen Liedbeiträgen zu beginnen und dann Schritt für Schritt in puncto Dynamik zuzulegen. Bereits hier bewies der Chor unter der wie immer äußerst versierten Leitung seines Dirigenten Franz Rudolf Stein und der nicht minder überzeugenden pianistischen Begleitung von Elisabeth Derer, dass ihm in puncto Präzision und Ausdrucksstärke, Gesangstechnik und harmonischem Zusammenklang so schnell wohl keiner etwas vormachen kann - eine Darbietung auf gewohnt hohem Frohsinn-Niveau eben.

Und dann kam sie: Anna Maria Kaufmann, international renommierter Musical-, Opern- und Operettenstar - und heute also Gastsolistin in der restlos ausverkauften Lahnsteiner Stadthalle. Mit der Deutsch-Kanadierin wehte eine kräftige Prise Showluft in den Saal. Steif auf der Bühne herumstehen und einem ehrfurchtsvoll lauschenden Publikum mit weihevoller Miene schwer verdauliche Kost präsentieren? Nicht mit Anna Maria Kaufmann! Statt auf gepflegte Langeweile setzte die Sängerin eindeutig auf Temperament und Glamour, reicherte ihren Auftritt mit diversen schauspielerischen Elementen an, war fast ununterbrochen in Bewegung und wirbelte nebenbei auch noch den einen oder anderen Frohsinn-Sänger ein paar Tanzschritte lang über die Bühne. Auch die Herren Ehrengäste in der ersten Reihe versuchte die Diva zu einem Tänzchen zu animieren - was ihr allerdings nur bei dem Stadtbeigeordneten Sebastian Seifert gelang.


Mit ganz großen Gesten
Da durfte es der kokette Knicks und der Spritzer Theatralik, durchaus auch mal der Schuss Pomp und die ganz große Geste sein. Und ihre Sangeskunst? Die stand, um es kurz zu machen, über jedem Zweifel. Anna Maria Kaufmanns perfekt geschulte, raumfüllende Sopranstimme, ihr professioneller und zugleich einfühlsamer Vortrag begeisterten. Köstlich zum Beispiel auch, wie sie im Duett mit dem Frohsinn-Solisten Peter Schweickart den berühmten Sprecherziehungssong "Es grünt so grün" aus "My Fair Lady" präsentierte. Dazu mit Inna Surhenko am Flügel und Eugenia Kiba an der Violine zwei instrumentale Begleiterinnen, die diesen Part vollends zur runden Sache werden ließen. Hatte sich der erste Konzertteil noch ausschließlich um Musical-, Film- und Operettenmelodien gedreht - der Männerchor begeisterte hier unter anderem mit einer sehr eindrucksvoll gesungenen Version von Phil Collins' "Dir gehört mein Herz", die Solistin mit der Lehár-Operettenarie "Meine Lippen, sie küssen so heiß" -, so ging es nach der Pause strikt weihnachtlich weiter. Wobei von "feierlich" bis "fetzig" auch hier nahezu die ganze Bandbreite geboten war. Auf das festliche, a cappella intonierte "Mnogaja Leta", ein Lied aus der russischen Liturgie, ließen die Frohsinnler die von vorwärtsdrängender Dynamik nur so funkelnde "Petersburger Schlittenfahrt" folgen.

Weihnachtsklassiker geboten
Da kam Stimmung auf - auch wenn Textzeilen im Stil von "Schön ist die Weihnachtszeit im weißen Winterkleid" dem Publikum angesichts der aktuellen Wetterlage ziemlich viel Fantasie abverlangten. Viele "Weihnachtsklassiker" wie das vom Männerchor gesungene "Gloria in excelsis Deo" oder das von der Anna Maria Kaufmann vorgetragene, aus Thüringen stammende "Süßer die Glocken nie klingen" barg dieser zweite Konzertteil, den Günter Sporenberg zusätzlich mit thematisch passenden, teils heiter-besinnlichen, teils aber auch sozialkritischen Gedichten auflockerte. Und, fast überflüssig zu erwähnen: Dies alles wurde auf einem musikalisch-künstlerischen Niveau dargeboten, das sich Lichtjahre entfernt von jedem Weihnachtskitsch bewegte.


Gemeinsam mit der Solistin Anna Maria Kaufmann bot der Männerchor Frohsinn ein hochkarätiges Konzert in der Lahnsteiner Stadthalle.
Fotos: Ulrike Bletzer