Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 26. Oktober 2015

Der Frohsinn ist im Endspurt

Gesang Lahnsteiner Männerchor holt sich den letzten Schliff fürs Jubiläumskonzert
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

LAHNSTEIN/VALLENDAR. "Diese Liedstelle hier ist so zart und empfindlich wie ein zerbrechliches Stück Porzellan. Da muss man mit ganz viel Vorsicht und Feingefühl drangehen", sagt Franz Rudolf Stein. "Und was tut ihr? Ihr packt sie nach dem Motto Hoppla, leider kaputt gegangen' wie eine Herde Elefanten im Porzellanladen an. Das könnt ihr doch nicht machen!"

Klingt fast so, als ob der Chorleiter des Männerchors Frohsinn Lahnstein unzufrieden mit seinen Sängern sei. Ist er aber nicht, im Gegenteil. Nur dass es heute, bei der ganztägigen Chorprobe kurz vor dem traditionellen Adventskonzert, darauf ankommt, auch kleinsten Nachlässigkeiten und Schwächen auf die Schliche zu kommen - und um die zu verdeutlichen, darf es schon mal ein gewisses Maß an Übertreibung sein.

Es war schon immer etwas Besonderes im Terminkalender der Frohsinn-Sänger wie auch der Stadt Lahnstein, das große Konzert am zweiten Adventssonntag in der Stadthalle. Und ist es diesmal, im Jahr des 140-jährigen Bestehens des für sein hohes musikalisches Niveau bekannten Chors, natürlich umso mehr. Kein Wunder also, dass die Teilnehmer der ganztägigen Probe, unter denen sich neben den Stamm- auch sechs Projektsänger und als Gast der einzige Frohsinn-Ehrensänger, OB Peter Labonte, befinden, bereits seit heute früh um 10 Uhr hochkonzentriert bei der Sache sind. Ort des Geschehens ist, wie schon des Öfteren, das Kloster Schönstatt bei Vallendar, das mit seiner abgeschiedenen Lage hoch oben auf dem Berg wie geschaffen für eine solche Klausurveranstaltung erscheint. Und auch das Prozedere hat sich seit vielen Jahren bewährt: Nach der etwa halbstündigen Stimmbildung zum Einstieg, die mit Lockerungsübungen und Einsingen ausgefüllt ist, teilt sich der Chor für den Rest des Vormittags, um nach Tenören und Bässen getrennt an Tempi und Übergängen, an Lautstärke und Artikulation, kurz: an den letzten Feinheiten und Finessen zu feilen. Logische Konsequenz, und auch das hat längst Tradition: Um diese differenzierte Arbeit leisten zu können, braucht Franz Rudolf Stein Unterstützung von einem zweiten Chorleiter. Diesmal ist es der in Lahnstein geborene und in Singhofen aufgewachsene Bariton Fabian Hemmelmann, der im Endspurt vor dem Adventskonzert für die kompetente fachmännische Verstärkung sorgt. Erst drei "normale" Proben donnerstags abends im evangelischen Gemeindehaus in Oberlahnstein und jetzt also das samstägliche Intensivtraining in Vallendar - Hemmelmann zeigt sich beeindruckt von Lernfähigkeit und Leistungsvermögen seiner Kurzzeit-Eleven.

"Natürlich kann man immer noch einen draufsetzen. Aber das Niveau, auf dem sich dieser Chor bewegt, ist bereits sehr gut", lobt er. Und in der Tat hört es sich sehr vielversprechend an, was die Sänger hier probeweise zum Besten geben. Vielversprechend und vielfältig: Auf dem Programm stehen etliche Musicalsongs wie beispielsweise "Memories" aus Andrew Lloyd Webbers "Cats" oder "Das letzte Abendmahl" aus "Jesus Christ Superstar", aber auch die "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauss Sohn und, wiederum eine ganz andere musikalische Welt, geistliche Beiträge wie das aus Frankreich stammende "Gloria in excelsis Deo" oder das Lied "Mnogaja Leta" aus der russischen Liturgie. Und natürlich hat Günter Sporenberg, der rührige Vorsitzende der Frohsinnler, auch für das Jubiläumskonzert wieder einen besonderen Stargast engagiert: Die kanadisch-deutsche Sopranistin Anna-Maria Kaufmann, die sich als Opern- und Operettensängerin, vor allem aber als Musicalstar im In- und Ausland einen Namen gemacht hat, wird unter anderem "Don't cry for me, Argentina" aus "Evita" und "All I ask for you" aus dem "Phantom der Oper" singen - bevor sie dann im zweiten Konzertteil den Schwerpunkt, genau wie der Frohsinn, ganz auf Weihnachtlich-Adventliches legt. Nicht zu vergessen die kompetente instrumentelle Begleitung: Für sie werden die Pianisten Daniel von Lison und Elisabeth Derer zuständig sein.

Heute, bei der ganztägigen Chorprobe, muss es allerdings noch ohne besagte instrumentelle Begleitung gehen. "Eine A-Cappella-Probe ist für die Sänger eine Probe unter erschwerten Bedingungen", räumt Franz Rudolf Stein ein. "Aber sie macht Sinn, weil man so viel besser die Stellen, an denen es noch hakt, heraushört und gezielt an ihnen arbeiten kann. Hinterher, wenn die Begleitung dazukommt, ist es dann für alle um einiges einfacher." Im Grunde genommen könne man sich bei so einer Intensivprobe problemlos einen ganzen Tag lang mit nur vier Tönen beschäftigen, fügt Stein hinzu, während er beispielsweise bei dem Musical-Klassiker "Es grünt so grün" aus "My Fair Lady" einzelne Passagen immer und immer wieder aufs Neue wiederholen lässt - so lange, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind: "Aber das Konzert umfasst eben deutlich mehr als nur vier Töne." Wetten, dass der Frohsinn am 6. Dezember auch mit dem Rest zu begeistern weiß?

Ausstellung in der Hospitalkapelle
Anlässlich seines Jubiläums zeigt der Männerchor Frohsinn Lahnstein vom 27. bis 29. November in der Hospitalkapelle eine Ausstellung. Am morgigen Freitag von 17 bis 21 Uhr, am Samstag von 15 bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr werden dort unter anderem Plakate, Pokale und Presseartikel aus der 140-jährigen Geschichte des dreifachen Meisterchors zu sehen sein. Die offizielle Eröffnung findet am Samstag um 17 Uhr mit einem Liedvortrag statt.

Das Jubiläumskonzert am zweiten Adventssonntag, 6. Dezember, beginnt um 17 Uhr in der Stadthalle. Der Eintritt kostet 20 Euro. Karten gibt es im Ticket-Center Lahnstein, Telefon 02621/914 170, und bei allen Sängern. ubl


Bei der gänztägigen Chorprobe bereitete sich der Männerchor Frohsinn auf sein großes Weihnachtskonzert vor.
Foto: Ulrike Bletzer