Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 17. August 2015

Serenade hat weltliche Genüsse im Fokus

Konzert Im Martinsschloss musizierten der Männerchor Frohsinn und Saitenspinner rund um das Thema "Wein, Weib und Gesang"
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

LAHNSTEIN. Bier nach Wein, das lass sein? Von wegen: Der Männerchor Frohsinn schenkte den "Humulus lupulus", sprich das lateinische Pendant zum Hopfen als Pars pro toto für das Bier, direkt nach dem Moselwein ein - und kredenzte damit eine musikalisch höchst bekömmliche Mischung. Wäre ja auch schade gewesen, wenn es der Frohsinn bei seiner 34. Schlossserenade mit den Alkoholsorten allzu genau genommen hätte. "Wein (oder Bier), Weib und Gesang" lautete das Motto - ein unverblümter Aufruf zum Hedonismus und ein nahezu unerschöpfliches Thema.

Wobei der Gesang allen anderen Genüssen zum Trotz unbestrittener Dreh- und Angelpunkt blieb: Im malerischen Innenhof des Martinsschlosses stiegen die Herren mit dem aus der Romantik stammenden, von Adalbert von Chamisso getexteten und von Friedrich Silcher vertonten, melancholisch angehauchten Lied "Frisch gesungen" in den Abend ein, bevor sie sich umgehend dem anderen Geschlecht zuwandten: Mozarts "Vom Naschen" stand auf dem Programm. "Mädchen haben frisches Blut, und das Naschen schmeckt so gut", heißt es darin. Ein aus feministischer Sicht ziemlich grenzwertiges Lied also, das den Frohsinnlern aber eine prima Gelegenheit bot, ein Beispiel für ihr gesangliches Können abzuliefern. Dass er den fliegenden Wechsel zwischen lyrisch zarten und rhythmusbetonten, dynamischen Passagen perfekt beherrscht, bewies der Chor unter der gewohnt brillanten Leitung seines Dirigenten Franz Rudolf Stein hier ebenso wie bei zahlreichen weiteren Liedern, etwa der Arie "Ja, das Studium der Weiber ist schwer" aus der Lehár-Operette "Die lustige Witwe". Gut geschulte Stimmen, punktgenaue Einsätze und dazu eine saubere Intonation - an der technisch präzisen und zugleich einfühlsamen Darbietung des Sängerensembles gab es schlichtweg nichts zu mäkeln.

Nach diesem ersten Frohsinn-Liedblock, der mit der zweiten Strophe des Deutschlandlieds abschloss, waren dann erst einmal die musikalischen Gäste gefordert. Auch die in Dreiviertel-Besetzung auftretende Gruppe Saitenspinner mit Peter Auras (Gitarre), Gabriele Auras (Gesang, Rhythmusinstrumente) und Manfred Heilscher (Gitarre, Gesang) hatte ebenso Erbauliches wie Despektierliches zum Serenaden-Motto beizutragen. Mit Schwerpunkt auf der Landwirtschaft: Hatte es der Bauer anfänglich noch mit einem herrschsüchtigen Weib zu tun, so war dieses zwei Lieder weiter zwar sanft und schön, aber untreu. Und natürlich kam mit Viktor von Scheffels "Klosterknecht", der beim Weintransport aus Gründen des besseren Vorankommens die Fässer ihres Inhalts beraubt, auch der Alkohol wieder zu seinem Recht. Praktisch identische Themen also, aber dennoch ein gänzlich anderer Auftritt: Mit ihrem sich zwischen Bänkel- und Liedermachermusik bewegenden, balladesk angehauchten Stil und ihrem expressiven, gitarrenbegleiteten Gesang boten die Saitenspinner die perfekte Ergänzung.

Dann strebte ein abgekartetes Spiel seiner Vollendung entgegen: Als Karl Wolff den Ersten Frohsinn-Vorsitzenden Günter Sporenberg ans Mikrofon bat, begriff dieser blitzschnell, warum der Präsident des Chorverbandes Rheinland-Pfalz nicht auf seine Einladung reagiert hatte: Wolff ehrte ihn im Namen des Chorverbandes, des Chorverbandes Rheinland-Pfalz und des Kreis-Chorverbandes Rhein-Lahn für seine 25-jährige Vorstandstätigkeit. Und Günter Sporenberg? Der blickte während der Laudatio, seine Rührung tapfer niederkämpfend, zunächst sehr ernst drein. Dann allerdings strahlte er und führte, nachdem er die Ehrenurkunde in Empfang genommen hatte, souverän durchs weitere Frohsinn-Programm, das jetzt ausschließlich Promillehaltiges auf Lager hatte. Naja, fast jedenfalls: Nachdem die Sänger ihr Publikum unter anderem mit dem "Frater Kellermeister" und dem nicht minder süffigen "Chiantilied" begeistert hatten, brachten sie zum temperamentvollen Abschluss mit Johann Strauss‘ "Tritsch-Tratsch-Polka" noch die Füße zum Wippen.

Für die Saitenspinner hingegen war das Thema Alkohol abgehakt. In ihrem zweiten Liedblock gaben sie mit Woody Guthries Country-Song "This land ist our land", der als Uraufführung dargebotenen Blockflötenversion einer Bert-Kaempfert-Melodie und der in Mundart gehaltenen Moritat "Mädsche, wills dau heirode?" weitere Einblicke in ihr facettenreiches Repertoire - eine gelungene Performance.

Fast überflüssig zu erwähnen, dass das Publikum auch beim Finale der 34. Serenade mit ranmusste: Vom Trinklied "Ein Heller und ein Batzen" bis zum Drafi-Deutscher-Schmachtfetzen "Marmor, Stein und Eisen bricht" sang es begeistert mit, bevor sich der Schlosshof mit Bänken füllte und man, was den Wein betrifft, nahtlos zum praktischen Teil überging.


Dass er den fliegenden Wechsel zwischen lyrisch zarten und rhythmusbetonten, dynamischen Passagen perfekt beherrscht,
bewies der Männerchor Frohsinn unter der gewohnt brillanten Leitung seines Dirigenten Franz Rudolf Stein.
Fotos: Ulrike Bletzer

Für 25 Jahre Vorstandsarbeit geehrt

Ohne Günter Sporenberg kein Frohsinn: Der Lahnsteiner gehört dem Chor seit 1962 als aktiver Sänger an. Von 1986 an aktiver Beisitzer des erweiterten Vorstands, ab 1988 Geschäftsführer des geschäftsführenden Vorstands und von Januar 1992 bis heute Erster Vorsitzender: Für sein 25-jähriges Engagement wurde er nun vom Präsidenten des Chorverbandes Rheinland-Pfalz, Karl Wolff, ausgezeichnet. "In dieser Zeit hat Günter Sporenberg 23 Serenaden und 23 Adventskonzerte mit namhaften Solisten federführend organisiert", machte Wolff die ehrenamtliche Leistung deutlich und umriss die nicht unproblematische Entwicklung im deutschen Chorwesen. "Die Chöre haben zum Teil leider das Selbstbewusstsein verloren, werden immer mal wieder als ,Auslaufmodell‘ dargestellt", bedauerte Wolff und fügte in Richtung Sporenberg hinzu: "Auch Sie haben sicherlich manche Höhen und Tiefen im Chor erlebt. Dafür, dass Sie sich davon nie haben irritieren lassen und stattdessen engagiert für den Chorgesang eingestanden sind, möchten heute der Deutsche Chorverband, der Chorverband Rheinland-Pfalz und der Kreis-Chorverband Ihnen Dank und Anerkennung aussprechen."
ubl