Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 23. Juli 2011

MGV Frohsinn lud zum Gesangswettstreit

Geschichte Großes Spektakel vor 100 Jahren - 22 Chöre mit mehr als 700 Sänger in Lahnstein zu Gast
LAHNSTEIN.  Vor 100 Jahren hat der MGV Frohsinn Oberlahnstein ein Großereignis auf die Beine gestellt, das die ganze Stadt in Schmuck und Feierlaune versetzte: der nationale Gesangswettstreit. Ein Festbuch dazu ist im Stadtarchiv erhalten. Es wurde damals in einer Auflage von 1600 Stück für den nationalen Gesangwettstreit des Männergesangvereins Frohsinn Oberlahnstein am 8., 9. und 10. Juli 1911 in Oberlahnstein gedruckt.

Auf 20 Seiten erläutert Lehrer Steinbrech, zugleich Chordirektor und Dirigent des gastgebenden Chores, die Geschichte der Stadt. Dem schließt sich die Vereinsgeschichte an, von der Gründung 1875 bis zur Ausrichtung des Wettstreits 1911, bei der lobend die Mithilfe der drei Brudervereine (MGV Oberlahnstein 1863, Sängerchor Constantia Oberlahnstein 1902, MGV Eintracht Niederlahnstein 1881) erwähnt wird. Demnach wurden jährlich solche überregionalen Wettstreite besucht, um sich mit anderen Chören zu messen und "den Namen und die Ehre Oberlahnsteins nach außen hin zu festigen und zu heben", wie es in der Festschrift heißt. Entsprechend waren die Begrüßungen bei der Rückkehr, die je nach Leistung zu Ovationen durch den Bürgermeister und die Bevölkerung führen konnten, wie 1909, als man den ersten Klassenpreis und ersten Ehrenpreis in Erbenheim gewann.

Aus dem Mitgliederverzeichnis geht hervor, dass damals im MGV Frohsinn 53 Sänger aktiv und 177 inaktiv waren. Für das Fest wurden ein Ehrenausschuss und acht Einzelausschüsse gebildet. Der Wohnungs- und Empfangsausschuss kümmerte sich um die Unterbringung der Sänger, die außer in Hotels und Pensionen auch in Privatquartieren untergebracht werden mussten. Angemeldet waren 22 Gesangvereine mit 730 Sängern, von Düsseldorf bis Trier, von Friedberg/Hessen bis Johannisberg, aber auch aus Braubach und Niederberg.

Das Verzeichnis der Ehrengaben und Preise umfasste 55 Positionen, darunter neben Pokalen auch eine silberne Medaille, gestiftet vom Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Der Landrat stiftete ein Bild des Kaisers, die Stadt 150 Mark.

Das dreitätige Fest begann mit einem Fackelzug, dem sich ein Kommers auf dem Kaiserplatz anschloss. Der Sonntagmorgen begann mit einem Weckruf und dem Empfang der Gastvereine. Um 12 Uhr führte ein Festzug mit 54 Vereinen durch die Straßen.

Das Wettsingen fand nachmittags in den Sälen des katholischen Gesellenhauses, des evangelischen Gemeindehauses und des Restaurants Germania statt. Jeder Verein musste einen festgelegten Preis-Chor und ein Volkslied auswählen. In jeder Abteilung gewannen die beiden Besten. Diese Vereine durften am nächsten Montagmorgen am Ehrensingen teilnehmen. Nachmittags fand ein "Höchstes Ehrensingen", bei dem alle Vereine nochmals antreten durften, mit einem acht Tage zuvor aufgegebenen Chor statt. Auf dem Festplatz fand abends die feierliche Preisverleihung, die Schlussfeier und das Tanzvergnügen statt. Die Bevölkerung war zu allen Veranstaltungen gegen Gebühr eingeladen.

Im Festbuch sind neben den Vorsitzenden und Dirigenten auch die Namen aller teilnehmenden Sänger einschließlich der Stimmlagen genannt. Aufgelistet sind zudem die Sänger der Lahnsteiner Brudervereine. Das Festbuch schließt mit dem Inserententeil, deren Geschäfte vielen heute noch ein Begriff sind - zum Beispiel Kurzwaren Jacob Rüdell, Rasiersalon Wilhelm Munzert, Butter und Käse August Krämer) oder Gaststätten wie Heidelberger Fass, Zur Stadt Mainz, Zum goldenen Löwen, Vater Rhein, Zur Marksburg, Zur Wacht am Rhein oder Hotel Stolzenfels.



Die Postkarte wurde extra zum Gesangswettstreit 1911 herausgegeben.
Sie zeigt Burg Lahneck, Altes Rathaus, Martinsschloss, Rathaus, Kaiser-Wilhelm-Schule
und das (damalige) Gymnasium am Schillerpark. Foto: Stadtarchiv