Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 19. Mai 2008

(Michaela Cetto)

Gutes für wenig Besucher

Lahneck-Live: Trotz des großen Festival-Programms ist der Saal in der Stadthalle nur spärlich besetzt
Ganz im Zeichen Italiens stand das Lahneck-Live-Festival, zum ersten Mal im Herzen der Stadt. Kleiner, beschaulicher, aber vom Kulturangebot nicht unbedingt schlechter als die Vorgänger präsentierte sich das Spektakel.
LAHNSTEIN. Der italienische Markt am Samstagmorgen hatte bereits einige Neugierige nach Lahnstein gelockt, zur festa italiana auf den Plätzen der Stadt. Mittags auf dem Piazza del Popolo, dem Salhofplatz, stärken sich die Gäste bei Pasta, Pizza und Co., tummeln sich Familien vor der großen Bühne und lauschen den Beiträgen der Kreismusikschule. Es hat durchaus Charme, das 20. Lahneck-Live-Festival, das zum ersten Mal in der Innenstadt über die Bühne geht. Auch wenn es von seiner Reise von den Rheinwiesen in die City den klassischen Festival-Charakter eingebüßt hat.

Das liegt zum Teil schlicht am meist spärlichen Publikum, denn das Programm war festival-tauglich. Und ein bisschen Pech hatte das 15-köpfige Orgateam auch noch. Zum Beispiel erkrankte die Ariensängerin Katrin Bähre, und die Veranstalter konnten so kurzfristig keinen Ersatz besorgen - lange Gesichter bei den Musikfreunden auf dem Piazza d'amore, dem Jupp-Bodenstein-Platz. Einziger Act an diesem Tag an diesem liebenswert dekorierten Ort: der Männergesangverein Frohsinn.

Die Kinder kommen voll auf ihre Kosten. Nachmittags gibt es ein lustiges Theaterstück rund um Romeo und Julia, das für jede Menge Gekicher sorgt. Auch das Spielmobil der Stadt Lahnstein hat seine Stationen aufgebaut. Dort versuchen sich Jungs und Mädchen beim Kegeln und Ringe werfen, sie balancieren zum Beispiel auf Töpfen oder drehen sich im Kreisel. Eine ganze Schar hat sich um die Zählmaschine versammelt. Dort gilt es, die richtige Anzahl der Murmeln zu schätzen. Knifflig.

Gleichzeitig erklettern die Kleinsten der Kreismusikschule die Bühne und singen "Bruder Jakob" in drei Sprachen. Die chitarristi zupfen Flamencos auf ihren Instrumenten, und der Kinderchor St. Martin begeistert mit witzig interpretierten Liedern.

Gegen Abend räumen die Familien das Feld für die Jugend. Hip-Hop-Nacht ist angesagt auf dem Piazza del Popolo, und in der Stadthalle beginnt das Kulturprogramm. Im Foyer hat die städtische Bücherei eine Auswahl an italienischer Literatur ausgestellt, die vor allem Lust auf Urlaub auf der Apenninenhalbinsel macht. Auftakt des Bühnenprogramms ist die Compagnia Donati & Olesen.

Das Highlight des Abends: Etta Scollo. Die Powerfrau, die prima donna aus Sizilien, zieht allein mit ihrer Aura ihr Publikum in den Bann. Dazu kommen feurige sizilianische Lieder und Weisen, wunderschöne Geschichten und Märchen und eine Prise Komik und Verruchtheit. Sie wettert gegen die Mafia, erzählt von Halbmenschen und der Rettung Siziliens und interpretiert seinerzeit skandalöses Liedgut. Das (leider viel zu spärliche) Publikum liegt ihr zu Füßen.

Auch bei Ezio, dem Top-Act des Festivals, sind gerade so viele Leute im Saal, dass es nicht weh tut. Ezio Lunedei, meist nur so gut wie sein Publikum, begrüßt seine Fans in den Stuhlreihen zunächst scherzhaft zu der "Konferenz" samt "Power-Point-Präsentation". Gut zwei Drittel der Konzertbesucher bleiben trotzdem sitzen. Der Hit-Klassiker "Saxon Street" rüttelt die Fans ein bisschen wach. Mit Ach und Krach lassen sich Ezio und Booga schließlich zu zwei Zugaben hinreißen. Dann ist Schluss.

Mehr Spielfreude zeigen Rocco Giacobbe und seine Band mit Covern von Eros Ramazotti oder La Musica della Mafia. Für Besucher, die es etwas ruhiger lieben, gibt es eine Lesung von Werken des genialen Robert Gernhardt. Das Amadeus-Theater zeigt eine Komödie aus der italienischen Commedia dell' Arte, ein turbulentes Stück rund um die für dieses Theater aus dem 16. Jahrhundert typischen Figuren Columbina oder Arlecchino. Leider stoßen weder Lesung noch Theater auf großes Publikumsinteresse. Schade. Das Programm des Festivals hätte mehr Zuspruch verdient.